San Rafael, 2. April 2008

Neuigkeiten von ECOSARA

Eine für die Wissenschaft neue Schlangenart entdeckt

Wie kürzlich im "South American Journal of Herpetology" bekannt gegeben wurde, ist in San Rafael eine bis dahin unbekannte Schlangenspezies entdeckt worden: Atractus kangueriensis, beschrieben von Pier Cacciali, einem Mitglied des ECOSARA-Teams, in Zusammenarbeit mit Autoren anderer Institutionen (Cacciali et al. 2007). Das Schlangenexemplar wurde in der namengebenden Region Kanguery gefunden, im Südosten des Parks, in einem über 6000 ha großen Gebiet, das die Alianza para la conservación de San Rafael (Allianz für die Erhaltung von San Rafael) zu dessen nachhaltigem Schutz erworben hatte.

Der Nationalpark von San Rafael besitzt die größte Vogelartenvielfalt von Paraguay

Ypecaharalle / Giant Wood-Rail (Aramides ypecaha) Im biologischen Archiv der ökologischen Station San Rafael (ECOSARA) werden immerfort neue, bis dahin noch unbekannte Arten von Wirbeltieren registriert. In diesem Monat kommt nun eine weitere, neu entdeckte Vogelspezies hinzu: Aramides ypecaha, aufgespürt von Hans Hostettler mit Hilfe einer Fotofalle. Mit dieser neuesten Entdeckung steigt die Zahl der im Nationalpark von San Rafael bekannten Vögel auf insgesamt 414. Damit ist San Rafael das an Vogelarten reichste Gebiet des ganzen Landes und beherbergt mehr als 58,5 % der in Paraguay dokumentierten Arten.

Neue Amphibienarten in San Rafael registriert

Bei der Aufarbeitung der Daten der letzten Monate im Biodiversitätsarchiv von ECOSARA wurden zwei neue Amphibienarten im Park entdeckt:

Orange-bellied Escuerzo (Proceratophrys avelinoi) Eine neue Froschart, Proceratophrys avelinoi; sie wurde im November 2007 registriert. Dieser Fund ist von großer Bedeutung, da es erst der zweite in Paraguay entdeckte dieser Spezies ist und der einzige, der in den letzten 30 Jahren angetroffen wurde. Details über diesen Fund finden sich in der Revista Científica de Zoología Paraguaya Bellbird.

Der erste Caecilidae im Park wurde ebenfalls im November 2007 registriert: Das Tier wurde im Waldgebiet tot aufgefunden. Es handelt sich dabei um ein Exemplar des Siphonops paulensis. Dieses ist der zweite je in Paraguay registrierte Fund; der erste wurde im Departament Amambay registriert, 500 km von der neuen Fundstelle entfernt, was bedeutet, dass sich die mutmaßliche Verbreitung dieser Spezies innerhalb dieses Radius befindet. Es ist eine sehr seltene Spezies, die nur noch in Argentinien, in der Provinz Misiones, vorkommt.

Neue Reptilien in San Rafael verzeichnet

Jararaca (Bothrops jararaca) Zusätzlich zur neuen Schlangenart (Atractus kangueriensis) gelang es David Gill (Universitaet Newcastle, GB), der in den letzten Monaten bei der Amphibien- und Reptilienarchivierung von ECOSARA mitgearbeitet hat, zwei für San Rafael neue Schlangenarten, Bothrops jararaca und Sibynomorphus ventrimaculatus, zu registrieren. Insgesamt sind nun 33 in San Rafael vorkommende Reptilienarten verzeichnet.

Eine große Anzahl neuer Schmetterlinge in San Rafael

Eryphanis reevesii Für das von ECOSARA geführte Schmetterlingsarchiv von San Rafael konnten in den letzten Monaten, unter Mithilfe von Moriz Stiefel, 31 neue Arten entdeckt werden. Somit steigt die Zahl der bis zum jetzigen Zeitpunkt registrierten Spezies auf 155 an. Desgleichen wurden neue Arten von Nachtfaltern registriert; insgesamt sind bis heute 26 Arten bekannt, 11 Sphingidae und 15 Saturnidae.

Eine Studie über die Lebensräume kleiner Wildkatzen

In diesen Monaten wird mit Unterstützung von ECOSARA an einer Studie über die von kleinen Wildkatzen bevorzugten Mikrolebensräume in San Rafael gearbeitet. Das Projekt wird von Laura Tensen und Esther Van Nes (Van Hall Institut, Holland) durchgeführt mit dem Ziel herauszufinden, in welchen ökologischen Zonen (z.B. Hochwald, von Menschen genutzter Wald, Dickicht, landwirtschaftlich genutzte Flächen usw.) diese Wildkatzen an häufigsten vorkommen. Diese Untersuchung basiert auf der Auswertung von Spuren und der Daten der Fotofallen.

Kleine Nagetiere in San Rafael

Akodon montensis Mit Stichproben und Beobachtungen sucht Ashley Hillman nach Vorkommen von Nagetieren in San Rafael. Gleichzeitig geht sie auch der Frage nach, wovon sich die kleinen Wildkatzen in den verschiedenen ökologischen Zonen ernähren.

Neue Wegweiser und Karten der Pfade im Pro-Cosara-Gebiet

Wegweiser "Chachi-Pfad" Eine wertvolle Arbeit haben Suzanne Morton, Ivan Saxelby und Bernard Oosterbaan (Van der Goes im Groot Ecological Bureau, Holland) geleistet: Suzanne und Ivan haben neue Wegweiser für den Chachi-Pfad gezimmert und beschriftet, während Bernard sein Wissen über das GIS (Georeference Images System) eingesetzt und eine detaillierte Karte über alle bestehenden Pfade und Ökosysteme im Pro-Cosara-Gebiet erarbeitet hat.

Professionelle Weiterbildung

Pier Cacciali, Forschungskoordinator des ECOSARA-Projekts, nahm an einem Fortbildungskurs des Smithsonian Institution National Museum of Natural History in Washington DC teil. Der Kurs, in dem Fragen zu Konservierung und Unterhalt von Tierexemplaren in biologischen Museen behandelt wurden, stand Biologen aus verschiedenen lateinamerikanischen Ländern und der Karibik offen und dauerte eineinhalb Monate. Die Teilnahme von Pier Cacciali kam dank eines vom Museo Nacional de Historia Natural del Paraguay vermittelten Stipendiums der Smithsonian Institution zustande.

Probleme im Nationalpark San Rafael

Urwaldzerstörung Mehr als 2000 Rinder und mehrere Hektar große Pflanzungen gentechnisch veränderter Soja gefährden die Biodiversität und die Ökosysteme der natürlichen Grasflächen, Sumpf- und Waldgebiete im Südosten von San Rafael. Bis heute sind keine geeigneten Maßnahmen bekannt, dank deren die schädigenden Auswirkungen landwirtschaftlicher Tätigkeiten auf den natürlichen Regenwald nachhaltig verringert werden könnten. Noch immer ist es eine offene Frage, ob das einst zum Nationalpark deklarierte Gebiet der Cordillera San Rafael weiterhin dieser Schutzkategorie zugeordnet oder zu der weit schwächeren eines "Nutzbares Schutzgebiets" (Reserva de Recursos Manejados) herabgestuft werden soll.

Stärkung der "Alianza para la conservación del Parque Nacional San Rafael"

Es ist eine neue Ära der Integration und Stärkung derjenigen NGO's angebrochen, die sich seit über 10 Jahren für den Schutz und die Erhaltung des letzten Rests dieses ökologisch so bedeutenden Atlantischen (Ur)Walds einsetzen und die "Alianza para la conservación del Parque Nacional San Rafael" bilden. Bei ihrem letzten Treffen hat die Allianz beschlossen, zwei weitere Organisationen in die Gruppe aufzunehmen. Die langjährige Erfahrung der neu hinzukommenden "Fundación Moisés Bertoni" in Fragen des Schutzes natürlicher Ressourcen und der Enthusiasmus der noch jungen "Asociación Promotores de San Rafael" werden die Arbeiten der Allianz signifikant bereichern. Mit vereinten Kräften wird sich die Allianz für den Schutz ihres geliebten "Parque Nacional San Rafael" einsetzen.

Abschied eines tüchtigen Parkwächters

Wir bedanken uns für die wertvolle Arbeit des Parkwächters Roque Martínez, der enorme Fortschritte in der Umwelterziehung erzielt und eine Gruppe junger Ausbilder ("Jovenes Ambientales Colonias Unidas JACU") mit grosser Initiative ausgebildet und sie mit seiner Liebe für die Natur angesteckt hat. Wir hoffen, seine für San Rafael so wichtige Arbeit demnächst fortsetzen und weitere Kurse in Umwelterziehung anbieten zu können.

Neues Projekt von Pro Cosara

Mit finanzieller Unterstützung der IUCN Niederlande wird Pro Cosara im April ein neues Projekt beginnen, das zum einen die Analyse der Interessen und Ansprüche der gegenwärtigen Grundbesitzer im Gebiet des Nationalparks zum Ziel hat, zum andern aber auch die Weiterführung der bisherigen Kontrollaktivitäten und Schutzmassnahmen vorsieht. Es ist das erste Mal, dass die Grundeigentümer nach ihren Vorstellungen und Zukunftsplänen gefragt werden. Die Ergebnisse dieser Erhebung sollen dann in eine Strategie zum nachhaltigen Schutz und zur Erhaltung des von San Rafael unter Berücksichtigung der Interessen der Grundeigentümer einfließen.

Dank

Dr. Ian J. Kitching (The Natural History Museum), Dra. Natalia von Ellenrieder (Univ. de Salta), Ezequiel Osvaldo Nuñez Bustos, Andrés Contreras (Universidad de Pilar), Bill Oehlke (World’s Largest Saturnidae Site), Dr. Robert Owen (Centro de Mastozoología del Paraguay).

Verfasser dieses Berichts: Alberto Esquivel Mattos; Übersetzung: Moriz Stiefel